Dienstag, 14. April 2009

A-B-C-Regel Grundsätzliches zum Umgang mit Menschen mit Demenz


A-B-C-Regel Grundsätzliches zum Umgang mit Menschen mit Demenz


angelehnt an Jenny Powell aus Hilfen zur Kommunikation bei Demenz, S. 34
(Bei Powell steht A für avoid, B für be practical, C für clearify)

ABC-Regel
zum annehmenden Umgang mit dementen Menschen

A - ANNEHMEN

keine Kritik, keine Korrektur,

keine Diskussion, keine Konflikte

schüren

B - Behelfen

mit individuellen, situativ passenden Lösungen

handle zweckmäßig und praktikabel

C - eingehen auf die charakteristischen

Gefühle des anderen ein;

validiere diesen Menschen!


Donnerstag, 9. April 2009

Es braucht nicht viel um Brücken zu bauen zu Menschen mit Demenz, aber das was man tut - muss GANZ und RUND sein

Es braucht nicht viel um Brücken zu bauen zu Menschen mit Demenz, aber das was man tut - muss GANZ und RUND sein

3 jähriges Forschungsprojekt der Universität Kassel, der Robert-Bosch-Stiftung und der AWO-Nordhessen
Ein Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde, das mich stärker beeindruckt hat, als alles was mir bisher in Begegnungen mit dementen Menschen zu Herzen gegangen ist.

Im Juni 2006 war ich mit einem Team der Universität Kassel zu einem Förder- und Forschungsprojekt der Robert-Bosch-Stiftung in Kazanlak in Bulgarien. Eine Gruppe von bulgarischen Fachleuten kam im Okt. 2005 zur Schulung zu uns nach Kassel, um Ideen zur Verbesserung der Lebensqualität dementer Menschen im stationären Bereich in Bulgarien im Rahmen einer Fortbildung aufzunehmen.

Neben der weiterführenden Schulung der Fachleute im Juni 2006 in Bulgarien selbst, war es mir wichtig, überhaupt erst einmal die Situation in bulgarischen Altersheimen kennen zu lernen. Ich versuchte mich sc hon im Vorfeld emotional auf belastende Eindrücke einzustellen. Doch das Elend war viel schlimmer als all meine Vorstellungen. Über dieses Ausmaß möchte jedoch gar nicht berichten.

Es geht mir um eine kleine Situation:
In einem neu eingerichteten Aufenthaltsraum mit einem Tisch und Stühlen fand ich eine Gruppe von Bewohnern vor. So bös dies klingt, aber diese Menschen wirkten zunächst auf mich wie lebende Mumien. Da ich die Sprache ja nicht beherrsche und auch sonst eher geneigt bin auf nonverbalem Weg Kontakt zu dementen Menschen aufzunehmen, suchte ich mir einen Ball, setzte mich dazu und begann den Ball auf dem Tisch hin und her zu bewegen. Erst allmählich ließ ich den Ball zu diesen Menschen hin rollen. Zunächst zeigten sich nur Reflexe in den Reaktionen, aber nach und nach tauchten die Bewohner aus ihrer Versunkenheit auf. Sie nahmen die Situation am Tisch mit den Beteiligen sowie die Lebendigkeit, die durch die Ballbewegungen entstanden, wahr. Jeden Impuls aus der Gruppe nahm ich ins Ballspiel auf.
Eigentlich finde ich es sehr schwierig, überhaupt passende Worte für meine Beschreibung zu finden, darum = gebe ich ein paar Fotos zu meiner Geschichte.
Im Laufe dieser Aktion, die 1 1/2 Std. dauerte und auch nur (unter Protest der Mitspieler) endete, weil das Abendessen wartete, lernte ich bulgarische Wörter wie die Zahlen von 1 bis 4, und Ausrufe wie bravo usw. von den mitspielenden Bewohnern. Das schallende Lachen im Raum zog weitere Bewohner und sogar Mitarbeiter an. Das Elend um uns herum konnte ich während dieses Spiels total vergessen. Meine Begleitung, das beobachtende Forschungsteam, konnte sich nicht zurückhalten und nahm am Tischgeschehen teil. Später wurde mir von diesen Projektleuten mitgeteilt, man sei sehr betroffen von diesem besonders bewegenden Erlebnis mit den Heimbewohnern während dieses so scheinbar banalen Ballspiels.
Ich habe sehr viel von diesen Menschen am Tisch gelernt. Nie zuvor habe ich mit einer so feinen Wahrnehmung auf die Botschaften in der Kommunikation mit dementen Menschen geachtet

Freitag, 3. April 2009

BIOGRAFISCHE GESPRÄCHE ZUR SELBSTWERTSTÄRKUNG

Was gilt es zu beachten?
-biographisch passendes Thema wählen

-hier ist es meist notwendig in der Zeitform überzuwechseln in die Vergangenheit; z. B.: »früher war das ...«

-Gesprächsgerüst weben mit Hilfe von allgemeinen Aussagen und Informationen über die Lebensgeschichte des Betroffenen

-Erinnerungen wecken, in Richtung positiver Erinnerungen gehen
---> Selbstwertstärkung, gibt Kraft das Heute zu bewältigen

-die Regie liegt beim Dementen

-Themenwechsel folgen

-nur Fragen stellen, die ja oder nein als Antwort zulassen

-keine W-Fragen (warum, wann, wie viel, wo ...)

-keine Alternativfragen (dies oder jenes)

-immer wieder zwischendurch persönlich und allgemein validieren

-immer die Fähigkeiten und Einbußen des Dementen berücksichtigen, darum das Gespräch eher kürzer gestalten, längstens bis zur Stressgrenze

-auf störungsfreie Umgebung achten

-wenn der Demente in für ihn schwierigen Lebensthemen steckt, müssen wir ihn in dieser Befindlichkeit begleiten ohne seine Gefühle mit Scheintröstungen wegreden zu wollen.

-wenn sich ein gemeinsames Gespräch nur schwer einstellt, ist es günstig still über eine Handlung ins Miteinander zu kommen.
Natürlich ist es günstig unser Gegenüber auf dem Hintergrund seiner Lebensgeschichte zu kennen, dies ist jedoch auch ein Weg den Andern kennenzulernen.

BIOGRAFIE

Formen der Biographiearbeit
Formen der BiographiearbeitGereben unterscheidet zwei Formen der Biographiearbeit: die gesprächsorientierte Biographiearbeit und die aktivitätsorientierte Biographiearbeit (vgl. Gereben, 1998, Kap. 4).Zur gesprächsorientierten Biographiearbeit zählen Einzel- und Gruppengespräche, die zu vorgegebenen Themen angeboten werden. Solche Themen sind z.B.: Familienleben, Schulzeit, Kinderspiele, Feste und Feiertage. Die aktivitätsorientierte Biographiearbeit zeichnet sich durch die Integration der Biographiearbeit in eine Tätigkeit aus. Dies kann beispielsweise ein Museumsbesuch, aber auch das Anfertigen einer Collage, das Singen von Liedern oder das Ausführen von Alltagshandlungen (z.B. Tisch decken) sein. Bei beiden Formen gilt, dass sich das Miteinbeziehen von Angehörigen und eine dementengerechte Kommunikation sehr positiv auf die Erfolgsmöglichkeiten der Biographiearbeit auswirken. Trilling schlägt für die dementengerechte Kommunikation vor, nur einen Sachverhalt im Gespräch gleichzeitig anzusprechen, eine einfache Sprache zu verwenden und vertraute Redewendungen oder Sprichwörter zu benutzen. Weiterhin gehört das aktive Zuhören dazu, bei dem Aufmerksamkeit auch durch nonverbale Mittel ausgedrückt wird, im verbalen Bereich Paraphrasen verwendet und Gesprächspausen zugelassen werden. Beachtet werden muss auch, dass insbesondere Fragen an demente Menschen nicht auf eine absolute Antwort abzielen sollten (z.B. Fragen, die mit "wann", "wer", "wo" beginnen), da die Unmöglichkeit, sie zu beantworten, für demente Menschen sehr belastend sein kann. Eine Frage sollte immer auch den Ausweg einer nicht allzu konkreten Antwort anbieten. In der Biographiearbeit mit dementen Menschen ist es außerdem hilfreich, die Sinne (z.B. Geruchs-, Geschmacks-, Tastsinn) durch Trigger (Erinnerungsschlüssel) anzusprechen. Als Trigger können beispielsweise Gegenstände, Photos, Speisen und Getränke oder Musik eingesetzt werden (vgl. Trilling, 2001, S. 50-61).

Donnerstag, 2. April 2009

Lebensräume bis zum Ende,

Ein Herzensthema von mir: Lebensräume bis zum Ende, Literaturempfehlung


Hier gibt es noch viele Anregungen zu verbreiten. Gerade diese Wochei st mir in einem Seminar klar geworden, dass viele meiner Ideen vor ca. 5 Jahren noch Neuland waren, mittlerweile, aber sehr viel in dieser Richtung schon umgesetzt wird. Wir können viele konkrete, nicht teure, kreative und individuell angepasste Ideen umsetzen.

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PDF-Download   DeSS orientiert 1/07 - Pflegeheime: Lebensräume bis zum Ende   Hrsg. Demenz Support Stuttgart, Ausgabe 1/2007, ISSN 1863-6136, PDF-Dokument, 47 Seiten, dreifarbig.   Das dritte Journal "DeSS orientiert" widmet sich in Fortsetzung und als Ergänzung der zweiten Ausgabe noch einmal dem Thema "Palliative Care". Dabei fokussiert es gezielt die Situation in stationären Altenpflegeeinrichtungen. Pflegeheime gewinnen als letzter Ort für alte, hilfebedürftige Menschen - mit und ohne Demenz - zunehmend an Bedeutung. Die aktuelle Ausgabe "Pflegeheime: Lebensräume bis zum Ende" skizziert den internationalen Forschungsstand zum Thema und hinterfragt, welche Konzepte, Interventionen und Qualifizierungsmaßnahmen zur Entwicklung und nachhaltigen Implementierung einer Hospizkultur in stationären Einrichtungen beitragen können.


Viktoria erzählt

Viktoria erzählt (88 jährige Frau mit Demenz)


Wer Demenz kennt, weiß, dass sie irgendwann  jegliche innerseelisch und geistigen Kontrollinstanzen der Persönlichkeit einreißt.

Ein Familientabu bricht auf. Viktoria erlebt Vergangenes heute wieder real als Gegenwart:

Sie sieht ihren Vater, den Berg zum Haus hoch kommend, geflüchtet aus der Verwahrung Geisteskranker.

Recherchen ergaben, dass er in Grafeneck im Zuge der Säuberung von unwertem Leben vom Naziregime umgebracht wurde.

Einsatz von Sprichwörtern in der Kommunikation

Warum Sprichtwörter so gut Menschen mit Demenz erreichen.


"Ein Sprichwort ist ein kurzer Satz, der sich auf lange Erfahrung gründet"

Cervantes

 

Die heute ältere und hochbetagte Generation ist noch sehr stark mit Sprichwörtern durch die Erziehung begleitet worden. In diesem allgemeinen Sprachaussagen stecken tiefe Wertvorstellungen dieser Generationen, sie wurden früh erlernt, haben ein Leben lang begleitet. Somit ist der Einsatz von Sprichwörtern in der Kommunikation ein Anknüpfen an sprachliche Ressourcen und kann Brücken bauen.